Wie ist das, wenn man mit einer unsichtbaren Behinderung in einer Welt mit komplexen aber „normalen“ Anforderungen klarkommen muss?
Anschaulich und beeindruckend berichtet Frau Burgstaller (Betroffene und FASD-Fackkraft) von den eigenen Erfahrungen in einer Welt, die sie immer anders sieht und haben will. Die Erwartungen von Familie, Institutionen und sozialem Kontext führen regelmäßig zur Überforderung. Sie schenkt dem Publikum eine Idee von dem, was betroffene Menschen tatsächlich erleben, wenn die Umwelt sich ihre Einschränkungen nicht vorstellen kann und nicht bereit ist, sich auf die Bedürfnisse eines Menschen mit einer unsichtbaren Behinderung einzustellen.
Die Komplexität einer FASD-Diagnose, ihre vielschichtigen Folgen und die sozialen Widerstände, die Andersartigkeit verstehen zu wollen, all das wird im Laufe des Nachmittages greifbar. Viele Aspekte, die mit den Auswirkungen des FASD eng verbunden sind, werden angerissen. Es sind unter anderem diese Themen, mit denen sich Fachpersonal und das Umfeld beschäftigen müssen, wenn die tatsächlich benötigte Hilfestellung gegeben werden soll.
Herr Neier (Dipl.Sozialarbeiter, Lösungs- und Ressourcenorientierter Therapeut und Autor) hat langjährige Erfahrung in der fachlichen aber auch alltäglichen Betreuung und Begleitung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit den Folgen einer FASD-Problematik. Er vermittelte Pflegeeltern, Fachleuten und Interessierten an diesem Nachmittag ein klares Bild von dieser Form der Behinderung. Menschen, die eine embryonale Alkoholexposition erleiden mussten, durchlaufen eine neurodivergente Gehirnentwicklung. Sie können sich nicht „einfach so“ an die Gegebenheiten des Alltags anpassen.
Was Betroffene brauchen und was betroffene Pflegeeltern für eine grandiose Aufgabe leisten, wird klar. Was am Ende dieses Fachtages ganz sicher im Gedächtnis bleibt ist die Erkenntnis, dass wir erst am Anfang eines Weges stehen, der noch weitere Herausforderungen offenbaren wird. Wie wir sie angehen können, wird unsere zukünftige Aufgabe sein. Richtig wäre es, uns von den Betroffenen an die Hand nehmen zu lassen. Nur sie können uns den richtigen Weg zeigen. Umdenken, um dort Halt zu geben wo Halt gebraucht wird.